Herr von Papen, ein Gesandter, doch kein Geschickter
ein Blatt aus
AIZ, Jg. XIII, Nr. 32, 9.8.1934
Prokop, Paul, Herausgeber
Seite 520 (Rückseite der AIZ) mit der Fotomontage von John Heartfield
Bildinschrift: "Herr von Papen organisierte im Krieg als Militärattaché der deutschen Botschaft in Amerika Spionagedienst und Sabotageakte. Er mußte, weil er eine Aktenmappe mit kompro-mittierendem Material in der Untergrundbahn liegen ließ, das Land verlassen. Unterwegs nach Deutschland ließ er in den Händen englischer Behörden weiteres belastendes Material, u. a. die Namen der deutschen Agenten in den USA. Ein drittes Mal verlor er eine Diplomatenmappe mit sehr wichtigen Dokumenten in der Türkei."
Bildunterschrift: "Treu seiner diplomatischen Gewohnheit hat Herr v. Papen seine für Wien bestimmte Aktenmappe schon im vorhinein verloren. Hier ist sie!"
Am 25. Juli 1934 putschten die österreichischen Nationalsozialisten und ermordeten Bundeskanzler Dollfuß. Der Putsch wurde niedergeschlagen und die deutsche Regierung sah sich gezwungen, den Gesandten Rieth, der sich offen in die inneren Angelegenheiten Österreichs eingemischt hatte, aus Wien abzuberufen. Auch der Landesinspekteur der NSDAP in Österreich Habicht, der den Putsch von München aus gesteuert hatte, wurde abgesetzt. Zum neuen deutschen Gesandten in Wien wurde am 26. Juli 1934 der bisherige Vizekanzler Franz von Papen ernannt. Im 1. Weltkrieg waren dem Generalstabs- und Geheimdienstoffizier Papen tatsächlich, wie geschildert, wiederholt Dokumente abhanden gekommen. Für den "Hitler-Brief" verwandte Heartfield Formulierungen aus dem Schreiben Hitlers an Papen, das von der Regierung veröffentlicht worden war.
Recto gedruckt: "Fotomontage John Heartfield"